Osterzweifel: Living with Easter Doubt
We are currently living through stressful times. The pandemic is still here and now war on top of that. Millions of people seeking protection and help are fleeing horror and terror in their homelands. They no longer come only from Africa and Asia, but now also from Europe. The news about the climate catastrophe has been sidelined by this - but this crisis also remains relentlessly current.
We feel inescapably how vulnerable our lives are. In the context of the pandemic, someone described this as an "untimely-premature encounter with death." To this insecurity of life is now added the inhumane war of aggression on Ukraine. In the face of a despot who is out of control and cannot be stopped, the fundamental convictions of the peaceful coexistence of peoples have been massively shaken. A feeling of powerlessness is spreading.
I cannot escape all this. It occupies me. My faith and my hope are challenged. Many things that have been taken for granted so far seem questionable. Horror and suffering take over my thoughts and "do something to me". They overshadow faith and eat away at certainty. Evil and death triumph - as they did on Good Friday.
It is difficult to talk about resurrection this year. But just now it is necessary! Because evil and death will not triumph! Easter turns everything upside down - no: puts everything back on its feet. Jesus went through torture and fear, through injustice and death. On Easter morning he made a fool of death. Death and fear have worked themselves to death on him. The darkness of abandonment to God and the fearful cry, "Why have you forsaken me?" flow into glory with God. Injustice is stripped of its rights. Hate has hated out. The love of God has overcome hatred.
I want to open myself wide to this Easter message. It engages me, challenges my faith and hope. It sows the "Easter doubt." This is the unshakable doubt about the massive and seemingly insurmountable reality of malice and death, horror and suffering. As terrible and scary as this reality that surrounds us seems, it will not triumph! That is why I find this so ambiguous word "Easter doubt" so "speaking". It is true that the terrible reality almost makes me doubt Easter. But the Easter message invites me to doubt precisely this powerful and destructive reality. My questions and insecurities, my powerlessness and my shaken hope are out-shined. With Easter, courage springs up me. With Easter, confidence grows in me.
Easter 2022 - which doubt unfolds its effect? The doubt of Easter fueled by the cruel reality, which continues the work of the final appearing Good Friday hopelessness. Or may the doubt about the evil reality nourished by Easter unfold its effect? May the Easter hope put my life back on its feet?
Despite all the drama of our time: the victory of life and the triumph of love has been evident since Easter - also this year!
I wish you blessed Easter days.
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Mit Osterzweifel leben
Wir durchleben belastende Zeiten. Die Pandemie ist noch da und jetzt noch ein Krieg. Millionen schutz- und hilfesuchender Menschen sind auf der Flucht vor Schrecken und Terror in ihrer Heimat. Sie kommen nicht mehr nur aus Afrika und Asien, sondern nun auch aus Europa. Die Nachrichten über die Klima-Katastrophe sind dadurch verdrängt – aber auch diese Krise bleibt unerbittlich aktuell.
Wir spüren unausweichlich, wie verletzlich unser Leben ist. Im Zuge der Pandemie beschrieb das jemand als »unzeitig-vorzeitige Begegnung mit dem Tod«. Zu dieser Verunsicherung des Lebens kommt nun noch der unmenschliche Angriffskrieg auf die Ukraine hinzu. Angesichts eines außer Rand und Band geratenen und nicht zu stoppenden Despoten sind die Grundüberzeugungen vom friedlichen Zusammenleben der Völker massiv erschüttert. Ein Gefühl der Ohnmacht breitet sich aus.
Ich kann mich all dem nicht entziehen. Es beschäftigt mich. Mein Glauben und meine Hoffnung sind herausgefordert. Manches bisher Selbstverständliche erscheint fraglich. Schrecken und Leid nehmen meine Gedanken in Beschlag und »machen etwas mit mir«. Sie überschatten den Glauben und zehren an der Gewissheit. Bosheit und Tod triumphieren – wie damals an Karfreitag.
Es ist schwer, in diesem Jahr von Auferstehung zu reden. Aber gerade jetzt ist es notwendig! Denn Bosheit und Tod werden den Triumph eben nicht davontragen! Ostern stellt alles auf den Kopf – nein: alles wieder auf die Füße. Jesus ist mitten hindurchgegangen durch Folter und Angst, durch Unrecht und Tod. Am Ostermorgen hat er den Tod blamiert. Der Tod hat sich an ihm totgearbeitet. Die Angst hat sich zu Tode geängstigt. Die Finsternis der Gottverlassenheit und der angstvolle Schrei »Warum hast du mich verlassen?« münden ein in die Herrlichkeit bei Gott. Dem Unrecht werden seine Rechte genommen. Der Hass hat ausgehasst. Die Liebe Gottes hat den Hass überwunden.
Dieser Osterbotschaft will ich mich weit öffnen. Sie beschäftigt mich, fordert meinen Glauben und meine Hoffnung heraus. Sie sät den »Osterzweifel«. Das ist der unerschütterliche Zweifel an der massiven und unüberwindlich scheinenden Wirklichkeit von Bosheit und Tod, Schrecken und Leid. So schrecklich und angstmachend diese uns umgebende Wirklichkeit auch erscheint: sie wird nicht triumphieren! Deshalb finde ich dieses so zweideutige Wort »Osterzweifel« so »sprechend«. Die schlimme Wirklichkeit lässt mich zwar fast an Ostern zweifeln. Aber die Osterbotschaft fordert mich auf, gerade an dieser mächtigen und zerstörerischen Wirklichkeit zu zweifeln. Meine Fragen und Unsicherheiten, meine Ohnmacht und meine gebeutelte Hoffnung werden überstrahlt. Mit Ostern keimt Mut in mir auf. Mit Ostern wächst in mir die Zuversicht.
Ostern 2022 – welcher Zweifel entfaltet seine Wirkung? Der durch die Wirklichkeit geschürte Zweifel an Ostern, der das Werk der endgültig erscheinenden karfreitäglichen Hoffnungslosigkeit weitertreibt. Oder darf der durch Ostern genährte Zweifel an der Wirklichkeit seine Wirkung entfalten? Darf die Osterhoffnung mein Leben auf die Füße stellen?
Trotz aller Dramatik unserer Zeit: Der Sieg des Lebens und der Triumph der Liebe ist seit Ostern offenbar – auch in diesem Jahr!
Ich wünsche Ihnen gesegnete Ostertage.